Gerätehaus

Feuerwehrhaus_außenRechtzeitig zur Feier des 125-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Mindelheim konnte die Stadt Mindelheim das neue Feuerwehrhaus an der Bad Wörishofener Straße erstellen, das am 4. Juli 1987 feierlich seiner Bestimmung übergeben werden konnte und die kirchliche Weihe erhalten hat.

Nach langen Jahren des Planens und Sorgens, gründlicher Verhandlungen und praktischer Arbeit auf der großen Baustelle nahe der Altstadt, steht nun die neue Anlage funktionsgerecht und in jeder Hinsicht zweckdienlich ausgestattet und eingerichtet, an städtebaulich bemerkenswerter Stelle auf dem Gelände, wo einst der städtische Bauhof bis vor wenigen Jahren seinen Dienst versah, architektonisch sorgfältig auf die Altstadtperipherie hin abgestimmt.

Das Feuerwehrhaus der Stadt Mindelheim mit Wachraum, Unterrichtsraum, dem Garagen- und Werkstättentrakt sowie dem Schlauchturm bildet zusammen mit den südlich und nördlich gelegenen Freiflächen, den notwendigen Parkplätzen und Grünanlagen eine gut aufeinander abgestimmte Bauanlage, die mit allen zuständigen Fachbehörden und mit der Freiwilligen Feuerwehr abgestimmt auf viele Jahre hin allen Anforderungen in zentraler Lage inmitten der Stadt gerecht wird.

Fahrzeughalle_innenPlanung und Bauleitung lagen in Händen des Stadtbauamtes Mindelheim unter Stadtbaumeister Karl Schacherl und Bau-Ing. Alfons Müller, unterstützt von einem Team von Fachingenieuren und Projektanten. Die Abstimmung der Baugestaltung und Farbgebung erfolgte mit 3. Bürgermeister Erwin Holzbaur unter Beratung von Kreisheimatpfleger Toni Mayer. Bildhauer Georg Bayer schuf an der Fassade Symbole für die Feuerwehr, die Stadt Mindelheim, den Landkreis Unterallgäu und den Freistaat Bayern. Einen schönen historischen Akzent bekam der Haupteingang durch das schmiedeeiserne Dach des einstigen Bauhofs. Im Innern sieht man im Treppenhausvorplatz das Bild „St. Florian von Erwin Holzbaur neben einigen Erinnerungsstücken aus der Geschichte der Mindelheimer Wehr.

Das Feuerwehrhaus steht traufseitig zur Bad Wörishofener Straße von einem mächtigen Zwerchbau durchdrungen. Zur Straße hin ist die Anlage mit einem Mauerzug klar abgegrenzt. Automatische Schiebetore geben die Zufahrt frei zu den großzügig bemessenen Freiflächen und Höfen. Geschickt in der Proportionierung ist die Anlage der Fahrzeughallen im rechten Winkel zum Hauptbau und an sie anschließend die Platzierung des 23 Meter hohen Schlauchturmes, der einen neuen Akzent ins Stadtbild im Südosten gebracht hat.

SchulungsraumAlle am Bau beteiligten Firmen haben zur Fertigstellung des Bauwerks mit einer soliden und einwandfreien Arbeit beigetragen. Das Hauptgewerk der Baumeisterarbeiten wurde durch die Firma Xaver Riebel in Mindelheim abgewickelt.
Auch die Männer der Freiwilligen Feuerwehr haben zur Fertigstellung des Bauvorhabens ihre Mithilfe durch Eigenleistung bekundet und zur Ausstattung der Räumlichkeiten beigetragen.
Finanziert wurde das Vorhaben mit Zuschüssen des Freistaates Bayern mit 1.025.000 DM, des Landkreises Unterallgäu mit 50.000 DM, der Bayer. Versicherungskammer mit 30.000 DM und Eigenmitteln der Stadt in Höhe von 3.441.300 DM. Das F Grundstück wurde von der Stadt Mindelheim zur Verfügung gestellt.
Die wichtigsten Baudaten: Der umbaute Raum umfasst beim Hauptgebäude 3550 Kubikmeter, bei Fahrzeughallen und Werkstatt zählt er 4850 Kubikmeter und beim Schlauchturm 630 Kubikmeter. Die gesamte Grundstücksfläche umfasst 4625 Quadratmeter, die überbaute Fläche 1120 und die Nutzfläche 1650 Quadratmeter. In der Fahrzeughalle sind 9 Stellflächen ausgewiesen.

Zentrale

Die Baukonstruktion des Hauptgebäudes erfolgte in konventioneller Bauweise, Keller und Decken aus Beton, das Geschoßmauerwerk aus Ziegel. Der Holzdachstuhl erhielt eine naturrote Ziegeldeckung. Wände und Decken sind geputzt, zum Teil verschalt, die Böden bekamen teils Kunststoff-, teils Teppichbeläge, Treppen und Flure Natursteinbeläge. Die Verbundfenster sind doppelt mit Sprossenteilung verglast. Entsprechend den Gebäudefunktionen erfolgte die technische Installation. Die Heizung für Räume und Warmwasser wurde bivalent über Erdgas und eine Grundwasser-Wärmepumpe ausgeführt. Wasserversorgung und -entsorgung wurden den speziellen Anforderungen angepasst. Modernsten Ansprüchen genügen die Elektroinstallationen samt Alarmanlage, Telefon- und Sprechanlage sowie Sprechfunk.

Betritt man vom Südeingang das Feuerwehrhaus, findet sich rechts die Einsatzzentrale, das „Herz der ganzen Anlage, nach dem neuesten Stand der Technik ausgerüstet. Gegenüber ist mit viel Liebe und Können das „Florian-Stüberl eingerichtet worden, in Eigenleistung der Wehrmänner, wozu eine Teeküche gehört. Gegen Nordwesten schließt sich ein geräumiger Schulungssaal an und im Vorplatz befindet sich die Garderobe. Im 1. OG sind das Kommandantenzimmer und die Wohnung für den Gerätewart. Sanitäranlagen mit Dusch-, Wasch- und Toilettenräumen sind im Kellergeschoß untergebracht, wo außerdem die Kleiderkammer, die Heizung, eine Funk-Werkstatt und die Wohnungskeller untergebracht werden konnte.

SchlauchwaschanlageImposant ist der Blick in die geräumige Fahrzeughalle, deren Falttore sich nach Süden öffnen. Entlang der Nordseite und an den Stirnfronten sind die Spinde der Wehrmänner aufgestellt. Auch hier wie im östlich an den Schlauchturm anschließenden Werkstatttrakt zur Fahrzeugwartung wurden alle erforderlichen Vorkehrungen zur Durchführung eines optimalen Einsatzes berücksichtigt. Praktisch und angenehm zugleich wirkt der dunkelrote Klinkerbelag. Nicht minder beeindrucken der Ausbau und die Ausstattung des Kellergeschosses mit einem Schlauchlager und der großen Schlauchwaschanlage, deren Raum 31,50 Meter misst, außerdem sind die Atemschutzwerkstatt und ein Kompressorraum eingebaut. Am Ostende dieses Raumes blickt man in den 21 Meter hohen Schacht des Schlauchturmes, der eine vollautomatische Schlauchaufhängung und -trocknungsanlage für 162 Schläuche besitzt. Eine Reihe weiterer Nebenräume für Materialien und Requisiten schließt sich an.

Die Baukonstruktion der Fahrzeughalle basiert auf Stahlbetonwänden und -decken im Untergeschoß. Der Hochbau wurde mit Hallenbindern erstellt. Die Dachkonstruktion besteht aus Stahlbetonfertigteilen. Das Ganze ist mit einem wärmeisolierenden Ziegeldach gedeckt. Der Schlauchturm ist in Stahlbeton ausgeführt mit Stahlbetonstiegen und -podesten. Das pyramidenförmige Dach mit Holzdachstuhl ist ziegelgedeckt.

PA_WerkstattDie Fassaden am Hauptgebäude sind mit weißen Putzlisenen und Bändern gegliedert, die Flächen, wie an den übrigen Gebäuden, sind mit einem lichten Ockerton getüncht.
Mit großer Sorgfalt sind auch die Außenanlagen gestaltet. Neben den notwendigen Verkehrsflächen in Asphalt sind zahlreiche gliedernde Elemente mit Granitpflasterung ausgeführt worden. Bäume, Sträucher und Blumenrabatte durchgrünen die Anlage.

Mindelheims Freiwillige Feuerwehr besitzt nun erstmals ein Gebäude, das ganz aus der Funktion heraus geplant, gebaut und zweckgerecht ausgestattet worden ist. Zuvor war die Wehr einst untergebracht von 1863 bis 1948 in der ehemaligen Silvesterkirche, dann im alten Werkhof an der Reichenwallerstraße. Die Entwicklung der letzten Jahre auf den Gebieten des Rettungswesens machte den Neubau dringend erforderlich. Viele Überlegungen wurden angestellt, bis die Entscheidung für diesen Platz und diese Planung und deren Realisation Wirklichkeit werden konnte. Das Feuerwehrhaus Mindelheim soll nun Sinn und Aufgabe erfüllen mit den Männern der Freiwilligen Feuerwehr „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr.

Halle 2

Halle2_außenSeit Inbetriebnahme des Feuerwehrgerätehauses im Jahre 1987 hat sich das Einsatzspektrum der Feuerwehr wesentlich erweitert. Insbesondere im Bereich der technischen Hilfeleistung werden an die Feuerwehr stetig neue Anforderungen gestellt. Neben Unwetterereignissen wie Hochwasser und Sturm sei in diesem Zusammenhang auch die Vogelgrippe, die Maul- und Klauenseuche, Milzbrand und BSE erwähnt. All diese neuen Aufgabenbereiche erfordern auch neue Ausrüstungsgegenstände. Da eine Verlastung dieses zusätzlichen Materials auf den Fahrzeugen aus Platz- und Gewichtsgründen nicht möglich ist, sind Lagerkapazitäten dringend gefragt.

Als im Jahre 2006 das unmittelbar an das Feuerwehrgerätehaus angrenzende Gebäude der Firma Mair zum Kauf angeboten wurde, setzte sich die Feuerwehr sofort mit der Stadt Mindelheim in Verbindung, um den Hallenbereich für Zwecke der Feuerwehr anzukaufen, da darin eine optimale Möglichkeit bestand, dringend benötigte Erweiterungsfläche in unmittelbarer Lage zum bestehenden Feuerwehrgerätehaus zu erhalten. Unter Würdigung der Argumentation der Feuerwehr beschloss der Stadtrat in der Sitzung vom 24.7.2006 den Erwerb dieser Erweiterungsflächen für Zwecke der Feuerwehr Mindelheim. Der Kaufvertrag konnte am 12.10.2006 notariell beurkundet werden. Gleichzeitig beteiligte sich der Feuerwehrverein an den Erwerbskosten mit einem Betrag von 25.000 Euro.

Halle2_innenDie Konzeption für das neue Gebäude war schnell gestrickt. In Verbindung mit dem neu beschafften Schlauchwagen (SW 2000), der gleichzeitig Funktionen eines Versorgungsfahrzeuges übernimmt, wurde beschlossen, in der Halle 2 die Voraussetzungen für ein „Containersystem“ zu schaffen, bei welchem einzelne Einsatzkomponenten gebildet werden, die im Einsatzfall vor Ort gebracht werden.
In enormer Eigenleistung und mit großzügiger Unterstützung unseres „Gönners“ Friedrich Riebel wurde die Halle 2 entsprechend den Bedürfnissen der Freiwilligen Feuerwehr Mindelheim umgebaut. In der Halle 2 sind derzeit ca. 30 Einsatzkomponenten auf Containern verlastet, die entsprechend der jeweiligen Einsatzsituation angefordert werden. Somit ist die Feuerwehr Mindelheim in die Lage versetzt, auch auf künftige Einsatzanforderungen zu reagieren und jeweils erforderliche Komponenten zu bilden.

 

Klettertank
In einem zweiten Schritt entschloss sich die Freiwillige Feuerwehr Mindelheim den Kellerbereich der Halle 2 als Übungsanlage für den Atemschutz herzurichten. Hierzu wurde ebenfalls in Eigenleistung eine komplette Wohnung im Kellergeschoß der Halle 2 eingerichtet. In diesem Bereich sind nunmehr realitätsnahe Innenangriffe möglich, die den Ausbildungsstand der Atemschutzgeräteträger und damit einhergehend auch deren Sicherheit wesentlich verbessern. In diesem Zusammenhang wurde im Rahmen des erstellten Raumprogrammes auch noch die Möglichkeit berücksichtigt, evtl. eine anerkannte Atemschutzübungsanlage unterzubringen. Da diese Übungsanlage jedoch nicht nur den Belangen der Freiwilligen Feuerwehr Mindelheim, sondern in großem Maße auch dem gesamten Landkreis zugute kommt, wurden diesbezüglich Sondierungsgespräche auf Landkreisebene geführt. Die Verantwortlichen im Landkreis erkannten sofort den enormen Vorteil einer zweiten anerkannten Übungsanlage, zumal die Kapazitäten in der Übungsanlage Memmingen weit überlastet sind. Nach mehreren Rücksprachen und im guten Einvernehmen mit dem Landkreis Unterallgäu sowie der Regierung von Schwaben entstand somit eine anerkannte Atemschutzübungsanlage sowohl für die Feuerwehr Mindelheim, als auch, und in besonderem Maße, für den gesamten Landkreis Unterallgäu. Die Fertigstellung der Übungsanlage folgte im Mai 2011 (sh. auch den Bereich Atemschutzübungsstrecke)
Neu- und Erweiterungsbau
Die Freiwillige Feuerwehr Mindelheim wird um einen Neubau auf dem nördlichen Grundstück des Feuerwehrhauses in der Bad Wörishofer Straße erweitert.
Beengte Raumverhältnisse, die stetig steigende Zahl an Lehrgängen durch den Landkreis Unterallgäu am Standort Mindelheim sowie die Tatsache, dass eine Sanierung der sogenannten „Unimoggarage“ aufgrund des baulichen Zustandes nicht möglich ist, machen diesen Neu- bzw. Erweiterungsbau notwendig. Die bisherige „Unimoggarage“, in der aktuell eine Vielzahl von Gerätschaften gelagert werden, wird wie die direkt angrenzende „Halle 2“ bis zur Bodenplatte abgerissen. Die dort im Keller befindliche Atemschutzübungsstrecke bleibt in Ihrer Form bestehen. Die Abrissarbeiten beginnen Ende August 2016, sodass die dort gelagerten Gerätschaften während der Baumaßnahmen in eine in der Nähe befindlichen Halle umgelagert werden müssen. Ausgelagert werden in erster Linie Einsatzkomponenten, die nicht zwingend für den Ersteinsatz erforderlich sind und bei Bedarf nachgefordert werden.
Ansichtsskizze des Neubaus von Süden

Ansichtsskizze des Neubaus von Süden

Der Neubau wurde in enger Abstimmung zwischen der Feuerwehr Mindelheim und dem Landkreis Unterallgäu geplant. Der Mindelheimer Stadtrat sowie der Kreisrat stimmten dem Neubau sowie dem Konzept der Räumlichkeiten zu. Kostenpunkt wird bei rund 2,1 Millionen Euro liegen. Finanziert wird das Projekt zu Teilen von der Stadt Mindelheim, dem Landkreis Unterallgäu sowie staatlichen Zuschüssen. Im Neubau werden sich Schulungsräume, die Kreiseinsatzzentrale mit der Taktisch Technischen Betriebsstelle für den Digitalfunk, eine Atemschutzübungsstrecke, Lagerraum für Rollcontainer und Einsatzkomponenten, Umkleideräume, Duschen und Stellplätze für 4 Einsatzfahrzeuge wiederfinden. Die Fertigstellung des Neubaus ist für Ende 2017 geplant.